Das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot fordert Wohnungen für Obdachlose. Die Diakonie geht davon aus, dass pro Jahr 2000 Wohnungen benötigt werden. Foto: Mauricio Bustamante.

Was tun!

Den Kollaps des Unterkunftssystems lediglich zu beklagen, hilft nicht weiter. Lösungen müssen her! Die Stadt geht erste richtige Schritte: Mit dem Polizeirecht wurde die Eröffnung weiterer Unterkünfte beschleunigt. Damit umgeht sie langwierige Genehmigungsverfahren. Und für die kalte Jahreszeit bietet die Sozialbehörde das bislang größte Winternotprogramm, ein Erfrierungsschutz für Obdachlose.

Neben neuen Unterkünften muss die Stadt dafür sorgen, dass deren Bewohner auch wieder ausziehen können. „Es geht darum, dass die Türen am Wohnungsmarkt geöffnet werden“, sagt Dirk Hauer von der Diakonie. Er sieht die Saga/GWG in der Verantwortung. 9000 Wohnungen hat das städtische Wohnungsbauunternehmen im vergangenen Jahr neu vermietet. Nicht einmal jede zehnte Wohnung davon ging an Wohnungslose. Die Diakonie fordert, dass jede zweite Neuvermietung für Menschen mit Dringlichkeitsschein und Wohnungslose bereit gestellt wird.



Die Sozialbehörde gibt sich Mühe: Eine Initiative aus dem Sommer sah vor, 300 wohnungslose Familien bei der Saga/GWG unterzubringen und weitere Wohnungen für fördern und wohnen bei Genossenschaften zu akquirieren. Doch die Aktion droht zu verpuffen: Bis heute wurden nur 28 Familien mit einer Wohnung versorgt. Die Saga/GWG hat bislang erst 24 Wohnungen für die 300 Familien angeboten. Immerhin: Bei weiteren 25 Wohnungen sind Besichtigungen terminiert oder befinden sich Mietverträge in der Vorbereitung.

Jährlich stellt der Senat mehr als 100 Millionen Euro Fördermittel für den Bau von Sozialwohnungen zur Verfügung. Auch private Wohnungsunternehmen schaffen mit diesen Geldern Sozialwohnungen. Allerdings lediglich mit einer festgelegten Bindung von 15 Jahren. Anschließend kann bei Neuvermietungen der Preis rasant angehoben werden. Andrej Holm fordert deswegen, „öffentliche Fördergelder nur noch für den kommunalen Wohnungsbau einzusetzen.“



Für die Sozialarbeiter in Wohnungslosenhilfe ist die aktuelle Situation frustrierend. Aber die Forderungen der Diakonie und von Andrej Holm zeigen Wege aus der Obdachlosigkeit auf. So könnte der Traum unseres Sozialarbeiters Stephan Karrenbauer doch noch Realität werden: Endlich wieder Wohnungsangebote, die er aus der Schublade ziehen kann, wenn Hinz&Künztler ihn in seinem Büro aufsuchen.